Beiträge von Vaþthruðnir

    des schauers großer bruder (oder: von sinnen von...)


    im bauch, da nistet es die tage
    und hält sich manchmal in der waage
    doch währet dies nicht allzu lang
    von weitem hört man quiek und sang.


    die weite ist des geist's gestirn
    hoffnung hier so dick wie zwirn
    denn hört man näherndes geschrei
    kommt das kitzeln schnell herbei.


    ein kitzeln, das kribbeln in allen knochen
    hat schon so manchen's kopf zerbrochen
    und kommt zu uns mit allen waffen
    will uns besiegen und will uns schaffen.


    erzeugt durch ein gar altes wissen
    hat er sich in uns festgebissen
    und lässt nicht ab und lässt nicht los
    alle gedanken stellen uns bloß.


    die angst vor den gedanken war
    schon immer groß und sonderbar
    denn bracht' die schwere uns bald bei
    wir sind dem glück halt einerlei.


    die schwere drängt uns in die eck'
    ein sinnlos, dunkeles versteck
    da man nicht flüchten kann vor ihr
    die schwere wird's beenden hier.


    denn sie hat's kribbeln mitgebracht
    das kitzeln, das die wut entfacht
    doch nicht nur wut, nein auch entsetzen
    samt der trauer, man zählt die fetzen.


    der nebel hier macht uns schon bang'
    asche und glas quellen schon lang
    flüssig und düster für körper und geist
    auf dass es gute dienste leist'.


    erstickt und ersauft in elender qual!
    wir wollen euch nicht, ihr habt keine wahl!
    lang lang wird's dauern, bis ihr seid verreckt
    - wir bleiben solang im unsich'ren versteck.


    doch unten die hoffnung nur noch zittert
    gedanken haben uns verbittert
    diese gedanken, schon immer gehabt
    sie haben das ende gut geschafft.


    denn dieses liegt nun hinter uns
    unsicher, tief, dieser wissenssumpf
    macht uns schwach und langsam von sinnen
    ein netz aus kälte lassen wir spinnen.


    kribbeln, schauer und das kitzeln
    lassen kaum mehr hoffnung spitzeln
    dies ist kein kampf mehr, das ist blut
    und dieses fließt mit zähem mut.


    denn uns're venen sind noch frei
    für liebe, angst und allerlei
    es sei, es würd' das kitzeln kommen
    denn dann ist alles wie benommen.


    wir sinnen von sehr vielen dingen
    doch lässt uns nichts mehr lachend singen
    denn dieses kribbeln kreiert die leere
    die sich schafft inform der schwere.


    es ist des geistes schlachterei
    weil hass ist ebenso dabei
    hass für das, was lang gescheh'n
    und dir verbot, uns lang zu seh'n.


    und so versiegt der letzte bach
    an hoffnung, ja er hielt uns wach
    doch nun hat uns der schlaf geschnappt
    und uns in bester lag' ertappt


    - bei allem kampf und jedem willen.
    müdigkeit will er nur stillen
    denn müde sind wir heut und nun
    auf dass wir nicht für immer ruh'n.


    deshalb höret uns're worte
    bei euch sind wir an jedem orte
    wir trotzen jeder düsterheit
    um bei euch zu sein, du göttlichkeit.


    doch lass dich bitt' von uns nicht stören
    bei deiner suche, wir werden gehören
    - dir; unruhig schlafend, bei dir schleichend
    und weck uns auf, solltest du's erreichen.


    das ziel, das alles von dir will
    solang wie du suchst, bleiben wir still
    du wirst uns nicht mal weinen hören
    denn wir wollen dich nicht stören.


    wir hoffen nur, dass all das, was
    uns peinigt in zu hohem maß
    von dir hinfort genommen wird
    und samt gedanken vor uns stirbt.


    beeile dich, doch bleib' gescheit
    denn dein ziel ist nicht mehr weit
    ...wandelnd in uns'rem grauen garten
    sei du beruhigt, wir werden warten...

    Überall Sand und Steine, wohin er auch sieht. Er kann kilometerweit laufen, wohin er auch blickt, Sand und Steine. Trotzdem gibt er nicht auf - die Hoffnung stirbt zuletzt. Er geht weiter und schaut sich um. Langeweile, überall Langeweile. Eigentlich kannte er diesen Ort. Da standen Eichen, stolze, hochgewachsene Eichen. Und hinter den Eichen waren Häuser in denen Familien lebten. Er stellt sich alles vor, so wie es früher war und geht weiter. Es war ein Park. Ein schöner Park. Er hat früher hier gespielt. Dort an der Bank ist er einmal hingefallen und hat sich den Knöchel gebrochen. Das sind Erinnerungen, sagt ihm seine innere Stimme. Ja, Erinnerungen. Daran kann er sich erinnern - nur was ist passiert? Was ist gestern geschehen? Er weiß es nicht. Er geht weiter. Er kommt an seiner ehemaligen Schule vorbei - zumindest an dem Fleckchen Erde, auf dem sie einmal gestanden hat. Alles sieht gleich aus; überall flaches steiniges, sandiges Ödland. Ein Wunder, dass er sich überhaupt orientieren kann. Er geht weiter. Genau, dort gehe ich hin, sagt er sich. Seine Schritte nähern sich dem Ort, wo gestern noch die alte, eingefallene Wäscherei gestanden hat. Auf ihrer Treppe hat er immer mit seinen Freunden Bier getrunken und gelacht. Ja! Wo sind meine Freunde, fragt er sich. Einen Moment später versucht er sich anzusehen. Doch wo ist er? Er ist nichts! Er kann seine Hände nicht sehen, seine Beine. Also stimmt es doch, sagt er sich, - ich bin ein Geist. Der Geist geht weiter - ohne Gefühl. Das Einzige, was er spürt, ist das Alleinsein und die Beraubtheit von der Gewohnheit. Trotz dessen geht er weiter.


    Er hat schließlich ein Ziel. Als er an der ehemaligen Treppe ankommt, setzt er sich nieder. Er ist erschöpft; nicht vom Gehen, sondern von seinen Gedanken. Sein Gewissen ist schlecht. Während er sich auf dem kahlen Boden ausruht, wo einst die Wäschereitreppe war, beginnt er plötzlich Stimmen zu hören. Er erschrickt, ob der langen Einsamkeit und ist erstaunt. Er schaut um sich, entdeckt jedoch niemanden - wo kommen die Stimmen her? Er horcht gespannter. Doch niemand ist zu sehen in dieser endlosen Endzeit. Doch aufeinmal erblickt er zwei Steine. Zwei Steine, die genau gegenüber liegen. Er schaut sie an und geht auf sie zu. Und die Stimmen werden um ein Minimales lauter. Er kniet sich hin und richtet seinen Blick ganz nah auf die Steine. Dort sitzen zwei Bakterien, die sich unterhalten. Er rückt näher heran. "Scheiße!" sagt die eine Bakterie. "Ja genau, was haben diese Deppen nun wieder angerichtet!?" sagt die andere. "Haben wieder Müll gemacht und nu' is alles im Arsch!" - "Die sind doch wirklich abgrundtief dämlich!" - "Genau, ein paar Jahre ging's ja gut, aber jetzt scheinen sie's echt übertrieben zu haben." - "Du sagst es. Wussten überhaupt nicht, was sie tun." - "Eben. Jetzt isses zu spät. Jetz' hamwer den Salat!" - "Nix mehr! Absolut gar nix!" - "Genau! Scheiß Knöpfe!"