So, jetzt muß ich leider mal mit Charakteren und etwas konkreterer Handlung kommen. Ich weiß es starrt vor Klischees, aber das ist auch so gedacht. Das Kapitel ist hier noch nicht vollständig, ich poste einfach mal, was ich bereits habe.
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Outer Space
Meine Erinnerungen an die lange Reise sind verschwommen. Alles, was ich mir davon noch in den Sinn rufen kann, sind vage Eindrücke von Hitze, Trockenheit und Anstrengung, und daß ich die meiste Zeit über sehr durstig war. Inzwischen bin ich neunzehn, wir zählen das fünfte Jahr nach unserer Ankunft, und das Greenland ist meine einzig wahre Heimat - oder? Mein Vater ist Mechaniker an der Westseite des Tals, und er hätte wohl gern gesehen, daß ich in seine Fußspuren trete, aber ich sehe darin keine große Zukunft. Wenn es keinen Treibstoff mehr gibt, wer braucht dann noch Leute, die sich mit Maschinen auskennen? Stattdessen bringt mir Travis bei, wie man Linsen herstellt. Keine Ahnung, wie alt er ist... auf alle Fälle ist Travis einer der wenigen, die sich an die Alten Zeiten erinnern können, bevor der Krieg ausbrach, auch wenn er nie darüber spricht. Ich dagegen kann mir von der Welt damals kein Bild machen, ich habe sie nie kennengelernt.
Es ist noch früh am Morgen, die Dämmerung sollte eigentlich gerade eingesetzt haben, und dennoch ist es ungewöhnlich dunkel. Zum ersten Mal nach vielen, vielen Wochen bedecken dichte Wolken den Himmel, und ich hoffe inständig, daß es diesmal regnet. Unsere Ernte ist durch die anhaltende Trockenheit in großer Gefahr, unsere Vorräte viel zu knapp...
Ich höre dem leisen Knirschen meiner Stiefel auf dem ausgedörrten Boden und dem leisen Klimpern des Werkzeugkastens in meiner Hand zu, als ich mich der Stadtgrenze nähere. Gut - vielleicht ist die Bezeichnung „Stadt“ nicht wirklich angemessen, all zu viele von uns gibt es nicht mehr. Selbst bei Vollerversammlungen am Fuße des Tempels herrscht nur mäßiges Gedränge. Wir sind die letzten Menschen...
Die mehr schlecht als recht zusammengeschusterte Palisade mit ihren zwei, drei erst kürzlich aufgestellten, niedlichen Wachtürmen erscheint im blassen Licht des jungen Tages in meinem Blickfeld. Bevor die Marauders aufgetaucht waren, hatten wir nichts dergleichen benötigt, doch scheinbar war Friede auch jetzt, nach all den Jahren, nur eine Illusion: Erst gestern abend hatte es einen brutalen Überfall auf eine der Farmen etwas außerhalb gegeben. Nicht genug damit, daß die mißgünstige Natur unsere Nahrung verknappte, nun mußten wir das wenige, was uns blieb, auch noch gegen die Wilden verteidigen. Ich werde wohl nicht viel ausrichten können, doch es ist ein gutes Gefühl, zu helfen, und tüchtige Hände werden immer gebraucht.
In weiter Ferne erklingt ein dumpfes Grollen - endlich, das erhoffte Anzeichen von Regen. Den Göttern sei Dank. Im selben Augenblick leuchtet die massive Wolkenwand am Horizont plötzlich weiß auf, und ich halte automatisch inne. Meine Nase nimmt den Duft von Feuchtigkeit in der Luft wahr, und wieder erklingt Donner - diesmal schon erstaunlich nahe. Doch ein anderes Geräusch mischt sich in das tiefe Poltern, viel heller und näher dringt es an mein Ohr. Ich brauche einen Augenblick, um es als menschliche Stimme zu identifizieren, die ungefähr aus Richtung eines der Türme kommt - der Wächter! Dies ist ein Alarm! Adrenalin schießt durch meine Adern, und ich lasse das Werkzeug fallen, wo ich gerade stehe. Kaum jemand außer mir dürfte hier bereits wach sein, also liegt es an mir, herauszufinden, was los ist. Mit zusammengebissenen Zähnen renne ich los, auf den Wachturm zu, während mir die ersten Regentropfen entgegenschlagen.