lebendig
Alles ist schwarz, weiß und grau.
Ich liege reglos in einer Pfütze, während kalter Regen mein Gesicht benetzt. Jeder einzelne Tropfen, in seiner Kälte schmerzhaft und doch erfrischend, erinnert mich daran, dass ich lebe.
Mein Körper ist aufgeweicht, das Wasser schenkt mir Frost, der durch meinen Leib wandert. Diese Kälte in mir bedeutet Schmerz und erinnert mich daran, dass ich lebe.
Ich sehe Schuhe nahe meinem Gesicht, die Leute machen einen Bogen um mich. Unter ihren Kapuzen und Regenschirmen schauen sie mich verachtend an. Ihre Blicke schmerzen und ich fühle, dass ich lebe.
Sie gehen weiter und fragen nicht warum. Warum ich im Regen lieg’, warum ich nackt im seichten Wasser einer Pfütze, regungslos verharre. Ihre Ignoranz tut mir weh und erinnert mich, dass ich lebe.
Die monotone Masse bildet Trauben, einige deuten auf meine Scham, einige schauen angewidert fort. Doch niemand ist bei mir, und dieses Alleinsein schmerzt, erinnert mich daran, dass ich lebe.
Die Kälte in ihren Herzen brennt viel mehr, als der Frost in meinen Gliedern. Ich heiße Willkommen, was mich am Leben erhält. Was mich daran erinnert, dass ich noch lebe.
Alles ist schwarz, weiß und grau.
Doch da sehe ich einen Schein, Farbe, die sich zwischen die Massen drängt.
Alles ist schwarz, weiß, grau und nur sie ist rot.
Schnell verblasst auch ihre Farbe, als sie weitergeht.
Die Erinnerung an die Kälte bedeuteten Schmerz, den ich Willkommen hieß.
Die Erinnerung an diese Farbe bedeutet Schmerz, der mich daran erinnert, dass ich liebe.
Alles ist schwarz, weiß und rot.
Und ich weiß, dass der Schmerz auch die Farbe Rot tragen kann.
Ich werde ihn willkommen heißen, denn er wird mich daran erinnern, dass ich nicht nur lebe, sondern auch liebe.
entsanden am 27.11.06
spontan, ohne Grund
freue mich über Comments