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2003-05-08
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Dreiundsiebzig, vierundsiebzig, fünfundsiebzig. Das Laub raschelte, als Adam es mit dem Fuß zur Seite zu schieben versuchte. Irgendwo hier musste eine Markierung sein, eine Kerbe im Holz, willkürlich angeordnete Steine, ein Stück Tuch, irgendwas.
Erschöpfte Augen suchten die Umgebung ab, jeder Lichtfleck erschien ihm wie ein Hinweis, jeder Schatten wie ein Pfeil. Schließlich seufzte er und stach seinen Spaten in die seltsam lockere Erde. Nach einigen eher zaghaften Schaufelbewegungen erschien ein Stück Stoff. Sackleinen anscheinend. Sein Herz stockte einen Augenblick, fing dann an, zu rasen, sein Takt vereinigte sich mit dem fieberhaftem Graben, in dass er nun verfiel.
Viel zu leicht war der Beutel freigelegt, vor Aufregung zitternde Hände lösten lehmverklumpte Kordeln, die so morsch waren, dass sie fast auseinander fielen, und der Beutel riss auf. Intensiver, feuchter Erdgeruch schlug ihm entgegen, gemischt mit feinen Nuancen von Tabak und Schießpulver. Das Kästchen aus Eichenholz hatte die Jahrzehnte gut überstanden.
Adam atmete durch, umschloss seinen Schatz fest und suchte nach einer Möglichkeit, es zu öffnen. Sein Wecker kreischte ihn wütend an und er fiel aus dem Bett.
Schlaftrunken fluchend fasste er sich an seinen schmerzenden Schädel, strich sich die strähnigen Haare aus dem Gesicht und versuchte, sich im abgedunkelten Zimmer zurechtzufinden.
Rechts von ihm, in Größe und Form an ein Schafott erinnernd, sein Schrank mit dem trotz der Schlieren angriffslustig blitzendem Spiegel. Links ertastete er sein Bett, die Bettwäsche, vor lauter Einsamkeit schon ganz steif und fleckig geworden. Er zog sich hoch, beschloss, die Waschmaschine erst im äußersten Notfall aus dem nun schon Wochen währenden Schlaf zu reißen und schlurfte durch die Grabhügel aus Pizzakartons und getragener Wäsche in sein kleines Badezimmer.
Eigentlich hatte der schäbige Raum eher die Bezeichnung „Kammer“ als das beschönigende „Zimmer“ verdient, doch erfüllte es seinen Zweck als Alkoholabstellzelle hervorragend.
Er schwebte in einer unendlichen Stille. Greifbar wie flüssige Luft umwaberte sie ihn, drang in ihn ein, er selbst wurde zu einem ihrer Geschöpfe, ihrer Kreaturen, stillschweigend leidend, von der sie umgebenden Lautlosigkeit erdrückt.
Er fühlte sich wohl dort, wünschte, er könnte für immer dort bleiben, fern vom Alltag, fern von jedem, der es wagt, ihn in seiner Suche zu stören.
Die Suche, sie wurde unwichtig, hier, im ewigen Schweigen. Alles wurde unwichtig, er fühlte weder Hunger noch Durst, weder Hitze noch Kälte, weder Liebe noch Hass. Der einzige Gedanke, der seinen ansonsten wundervoll leeren Geist beherrschte, war die Nervosität, vom Rauschen einer herabsegelnden Schneeflocke aus seiner Lethargie gerissen und mit einem Geräusch, dem Klatschen nasser Kleidung auf Beton nicht unähnlich, zurück ins Leben geworfen zu werden.
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Wieder einmal etwas absolut unfertiges, doch möchte ich diesen Thread hier nicht vollkommen verstauben lassen.
*kicher* ich habe hier Sachen gefunden, von denen ich nicht einmal mehr wusste, dass ich sie geschrieben habe..
Mmh.. ja, ich erhoffe immernoch rege Anteilnahme von euch.. ähm... dreien *kicher* an meinen Texten, sonst kann ich es auch ganz sein lassen..
Übrigens schreibe ich nicht für mich, sondern wirklich, um sie 'Werke' zu präsentieren, um Resonanz zu bekommen, jap *jemanden mit Zaunpfahl erschlag*