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    2003-05-08
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    Dreiundsiebzig, vierundsiebzig, fünfundsiebzig. Das Laub raschelte, als Adam es mit dem Fuß zur Seite zu schieben versuchte. Irgendwo hier musste eine Markierung sein, eine Kerbe im Holz, willkürlich angeordnete Steine, ein Stück Tuch, irgendwas.
    Erschöpfte Augen suchten die Umgebung ab, jeder Lichtfleck erschien ihm wie ein Hinweis, jeder Schatten wie ein Pfeil. Schließlich seufzte er und stach seinen Spaten in die seltsam lockere Erde. Nach einigen eher zaghaften Schaufelbewegungen erschien ein Stück Stoff. Sackleinen anscheinend. Sein Herz stockte einen Augenblick, fing dann an, zu rasen, sein Takt vereinigte sich mit dem fieberhaftem Graben, in dass er nun verfiel.
    Viel zu leicht war der Beutel freigelegt, vor Aufregung zitternde Hände lösten lehmverklumpte Kordeln, die so morsch waren, dass sie fast auseinander fielen, und der Beutel riss auf. Intensiver, feuchter Erdgeruch schlug ihm entgegen, gemischt mit feinen Nuancen von Tabak und Schießpulver. Das Kästchen aus Eichenholz hatte die Jahrzehnte gut überstanden.
    Adam atmete durch, umschloss seinen Schatz fest und suchte nach einer Möglichkeit, es zu öffnen. Sein Wecker kreischte ihn wütend an und er fiel aus dem Bett.
    Schlaftrunken fluchend fasste er sich an seinen schmerzenden Schädel, strich sich die strähnigen Haare aus dem Gesicht und versuchte, sich im abgedunkelten Zimmer zurechtzufinden.
    Rechts von ihm, in Größe und Form an ein Schafott erinnernd, sein Schrank mit dem trotz der Schlieren angriffslustig blitzendem Spiegel. Links ertastete er sein Bett, die Bettwäsche, vor lauter Einsamkeit schon ganz steif und fleckig geworden. Er zog sich hoch, beschloss, die Waschmaschine erst im äußersten Notfall aus dem nun schon Wochen währenden Schlaf zu reißen und schlurfte durch die Grabhügel aus Pizzakartons und getragener Wäsche in sein kleines Badezimmer.
    Eigentlich hatte der schäbige Raum eher die Bezeichnung „Kammer“ als das beschönigende „Zimmer“ verdient, doch erfüllte es seinen Zweck als Alkoholabstellzelle hervorragend.


    Er schwebte in einer unendlichen Stille. Greifbar wie flüssige Luft umwaberte sie ihn, drang in ihn ein, er selbst wurde zu einem ihrer Geschöpfe, ihrer Kreaturen, stillschweigend leidend, von der sie umgebenden Lautlosigkeit erdrückt.
    Er fühlte sich wohl dort, wünschte, er könnte für immer dort bleiben, fern vom Alltag, fern von jedem, der es wagt, ihn in seiner Suche zu stören.
    Die Suche, sie wurde unwichtig, hier, im ewigen Schweigen. Alles wurde unwichtig, er fühlte weder Hunger noch Durst, weder Hitze noch Kälte, weder Liebe noch Hass. Der einzige Gedanke, der seinen ansonsten wundervoll leeren Geist beherrschte, war die Nervosität, vom Rauschen einer herabsegelnden Schneeflocke aus seiner Lethargie gerissen und mit einem Geräusch, dem Klatschen nasser Kleidung auf Beton nicht unähnlich, zurück ins Leben geworfen zu werden.


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    Wieder einmal etwas absolut unfertiges, doch möchte ich diesen Thread hier nicht vollkommen verstauben lassen.
    *kicher* ich habe hier Sachen gefunden, von denen ich nicht einmal mehr wusste, dass ich sie geschrieben habe..


    Mmh.. ja, ich erhoffe immernoch rege Anteilnahme von euch.. ähm... dreien *kicher* an meinen Texten, sonst kann ich es auch ganz sein lassen..


    Übrigens schreibe ich nicht für mich, sondern wirklich, um sie 'Werke' zu präsentieren, um Resonanz zu bekommen, jap *jemanden mit Zaunpfahl erschlag*


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    17.3.2003 und 9.5.2003



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    Julia


    (Vollendet)



    Der Regen veranstaltete ein Konzert auf dem Asphalt. Ein kleiner Gummiball mit buntem Disneymotiv, der auf einer Pfütze schwamm, wirkte deplaziert, wirkte verloren, wirkte viel zu fröhlich in dieser grauen, eintönigen Welt da draußen. Der Welt, an die zu betreten Juri keinen Gedanken verschwenden wollte. Er hatte Angst vor ihr, sagte er seiner Vermieterin, seinen Freunden und seiner Mutter. Einfache, nackte Angst. Dann pflegte er immer einen Scherz, ein ziemlich rüdes Wortspiel mit dem Begriff ‚nackt’ zu veranstalten, doch in seinen Augen stand das Leid, als wäre es ihm dort eintätowiert worden.
    Schöne Augen waren das. Dunkelbraun. Wie Holz, dunkles, warmes Holz, hatte Julia oft gesagt. Julia. Die Frau, bei der sogar Zehennägelschneiden majestätisch ausgesehen hatte. Julia. Die Frau, neben der er nachts aufgewacht war und geweint hatte, einfach vor Glück.
    Julia. Glück... Julia...
    Er hauchte gegen das kalte Glas des Fensters. Sein Atem kondensierte und ein zitternder Finger malte andächtig wie ein Grundschüler ein J in den beschlagenen Kreis. Vor seinen Augen verschwamm es und wütend zerstörte die erschaffen habende Hand ihr Werk.
    Noch immer hatte er das Gefühl, als sei sie ganz nah. Als würde sie hinter ihm stehend beobachten, wie der Himmel seine Schleusen öffnete, als gäbe es kein morgen. Als würde sie flüstern, was sie immer bei Regen geflüstert hatte. Tausend und tausend mal hatte sich Juri die Zeilen vorgesagt, als steckte in ihnen ein Schlüssel, als würden sie ihm helfen aus seinem Loch, seiner ganz persönlichen kleinen Hölle.


    „der weg zum licht?
    führt er durch die scheibe
    hinter der mein ich
    im regen steht?“,


    murmelte er auch diesmal, ein Automatismus wohl, aufgebaut in all den einsamen Jahren. Ein Teil von ihm wie die kleine Narbe vom Fahrradunfall, als er 3 war, oder die Angewohnheit, Türen mit der linken Hand zu öffnen.
    Das Bild, welches Julia hatte vermitteln wollen, war ihm längst klar, dazu brauchte es keinen Philosophen und kein Semester Psychologie. Ein beleuchteter Raum, der durch ein Fenster vom dunklen Regentag draußen getrennt ist, reichte vollkommen.
    Juri legte seine Stirn an das angenehm kühle Glas, schloss die Augen und versuchte, sich ihr Gesicht in Erinnerung zu rufen. Damals hatte er jeden Winkel, jedes Fältchen, jede Pore gekannt, hatte mit Händen, Lippen, Zunge ihre Züge erforscht.
    Gesichter verblassen schnell. Eine Lektion, die er viel zu rasch hatte lernen müssen.
    Bilder von ihr tauchten auf. Momentaufnahmen, die er gespeichert hatte. Nachts, nur vom flimmernden Licht des Fernsehers angestrahlt, ein Engel in Blau. Im Bad, über den verschmierten Lippenstift grummelnd. Er hatte damals einfach nicht bis nach der Oper warten wollen.
    Dann erschien ihr Gesicht. Einfach ihr ungeschminktes Antlitz, die Haare zurückgebunden, die Augen geöffnet. Ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Er wollte sie berühren, sie küssen, sie wahr ihm so nah.
    Juris Lippen berührten das Glas und er zuckte zurück. Mit einem Schlag waren die Bilder weg, es gab nur noch das Zimmer, die Scheibe, den Regen und die Reflektion der dunklen Augen im viel zu blassen Gesicht.
    Er starrte sich an, wich einige Schritte zurück, sah, wie er draußen in der Luft zu schweben schien, und hielt inne.
    Julias Ich hinter der Scheibe. Sein Ich, von dem er sich sicher war, dass es fest bei ihm saß, bei ihm, an ihm, in ihm, was spielte das schon für eine Rolle. Fest stand, dass ab dem Moment, als die letzte von ihm fallengelassene rote Rose vom Gewirr der Blumen auf dem weißlackierten Holzdeckel aufgefangen wurde, ein teuflisches Spiel mit ihm getrieben wurde. Ein Spiel, in dem ihm nur erlaubt wurde, zu atmen, zu essen, zu trinken und zu leiden. Alles, was ihn ausgemacht hatte, damals, war zu einem kleinen schleimigen Klumpen zusammengefallen, der sich längst im ihn umgebenden, viel zu großen, viel zu leblosen Körper verirrt hatte.
    Er starrte seinen Wiederschein im Fenster an, ein Mann, erst 25, blass, abgemagert, unrasiert, der nackte Oberkörper übersät von blauen Flecken und Schürfwunden, die halblangen Haare strähnig. Es war ihm egal, er war sich gleichgültig. Tränen stiegen ihm wieder in die Augen, seine Sicht verschleierte sich und das Spiegelbild zerfloss zu einer weißen Gestalt. Die Haare wurden heller und länger, Brust und Hüfte formten sich, blaue Augen blickten ihn ausdruckslos an.
    Julia. Julia in Gestalt eines Geistes, eines umherirrenden Wesens in zerfetzten Kleidern mit wehenden Haaren und einem Schwert in der Hand.
    Er wischte sich über sein versteinertes, schweißbedecktes Gesicht, doch die Gestalt verschwand nicht, im Gegenteil, sie wurde immer deutlicher, die pupillenlosen Augen starrten ins Leere, sie begann zu lächeln. Ihre Lippen, Rosenblüten gleich, öffneten sich und entblößten blutverschmierte Zähne.
    Juris Hand tastete über den Schreibtisch neben ihm und umklammerte einen Briefbeschwerer, eine Blüte, eingefasst in Glas, hässlich.
    Mit einem Schrei, der all die Wut, die Trauer, den Schmerz der vergangenen Zeit aus dem ausgemergelten Körper des Mannes zusammenzufassen versuchte, schleuderte er das Erbstück nach vorne, auf seine geliebte Julia zu, deren Kiefer klirrend in tausend diamantene Splitter zerbarst. Hämisch kichernd, so schien es ihm, trafen sie unten den nassen Asphalt.


    Julia war fort, weggewischt wie eine Kreidezeichnung, sie hinterließ ein klaffendes Loch in den Glasscheiben, einen schwer atmenden, am Boden zerstörten Juri und das Gefühl der Leere, der greifbaren, alles beschwerenden Leere und Gleichgültigkeit.
    Wie in Trance stand Juri auf. Torkelnd, sich an Möbeln, Türrahmen, Wänden entlangtastend, noch immer mit blankem Oberkörper, machte er den Eindruck eines Betrunkenen, als er die Wohnung verließ und durch den Flur und das Treppenhaus in Richtung Straße stolperte.
    Er fiel auf die Knie und starrte in den Himmel, der Regen prasselte auf sein verzerrtes Gesicht und hinterließ Spuren hunderter, nie geweinter Tränen. Die Arme erhoben, Mund und Augen in einem stummen Schrei weit geöffnet , machte er den Eindruck eines Betenden, eines Bekehrten und eines Gefolterten gleichermaßen. Lange verharrte er in dieser Stellung. Dann tasteten seine unsicher zitternden Hände die Umgebung ab, bis sie fanden, was sie suchten.
    Glücklich lächelnd setzte er die Scherbe an und führte sie ruhig, bestimmt und fest über seinen Unterarm.
    Das Bild, welches sich ihm in Form von sprudelndem, sich mit Regen vermischendem Blut, bot, faszinierte ihn. Es erinnerte ihn an sie, an die Rose, die er auf ihren Sarg geworfen hatte, an ihre Lippen, die so zärtlich, so fordernd, so unschuldig und so schelmisch zu küssen verstanden hatten, an ihr Lieblingskleid und den Wein, den sie mochte.


    Sie erfüllte sein Denken, seinen Geist, als er ein allerletztes Mal in ihre Arme schwebte, fest entschlossen, sie nie wieder loszulassen.


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    Diesen Text habe ich endlich zu Ende führen können.. Manman, sich selbst in den Hintern zu treten kann manchmal ganz schön schwer sein *schmunzel*

  • Überall Sand und Steine, wohin er auch sieht. Er kann kilometerweit laufen, wohin er auch blickt, Sand und Steine. Trotzdem gibt er nicht auf - die Hoffnung stirbt zuletzt. Er geht weiter und schaut sich um. Langeweile, überall Langeweile. Eigentlich kannte er diesen Ort. Da standen Eichen, stolze, hochgewachsene Eichen. Und hinter den Eichen waren Häuser in denen Familien lebten. Er stellt sich alles vor, so wie es früher war und geht weiter. Es war ein Park. Ein schöner Park. Er hat früher hier gespielt. Dort an der Bank ist er einmal hingefallen und hat sich den Knöchel gebrochen. Das sind Erinnerungen, sagt ihm seine innere Stimme. Ja, Erinnerungen. Daran kann er sich erinnern - nur was ist passiert? Was ist gestern geschehen? Er weiß es nicht. Er geht weiter. Er kommt an seiner ehemaligen Schule vorbei - zumindest an dem Fleckchen Erde, auf dem sie einmal gestanden hat. Alles sieht gleich aus; überall flaches steiniges, sandiges Ödland. Ein Wunder, dass er sich überhaupt orientieren kann. Er geht weiter. Genau, dort gehe ich hin, sagt er sich. Seine Schritte nähern sich dem Ort, wo gestern noch die alte, eingefallene Wäscherei gestanden hat. Auf ihrer Treppe hat er immer mit seinen Freunden Bier getrunken und gelacht. Ja! Wo sind meine Freunde, fragt er sich. Einen Moment später versucht er sich anzusehen. Doch wo ist er? Er ist nichts! Er kann seine Hände nicht sehen, seine Beine. Also stimmt es doch, sagt er sich, - ich bin ein Geist. Der Geist geht weiter - ohne Gefühl. Das Einzige, was er spürt, ist das Alleinsein und die Beraubtheit von der Gewohnheit. Trotz dessen geht er weiter.


    Er hat schließlich ein Ziel. Als er an der ehemaligen Treppe ankommt, setzt er sich nieder. Er ist erschöpft; nicht vom Gehen, sondern von seinen Gedanken. Sein Gewissen ist schlecht. Während er sich auf dem kahlen Boden ausruht, wo einst die Wäschereitreppe war, beginnt er plötzlich Stimmen zu hören. Er erschrickt, ob der langen Einsamkeit und ist erstaunt. Er schaut um sich, entdeckt jedoch niemanden - wo kommen die Stimmen her? Er horcht gespannter. Doch niemand ist zu sehen in dieser endlosen Endzeit. Doch aufeinmal erblickt er zwei Steine. Zwei Steine, die genau gegenüber liegen. Er schaut sie an und geht auf sie zu. Und die Stimmen werden um ein Minimales lauter. Er kniet sich hin und richtet seinen Blick ganz nah auf die Steine. Dort sitzen zwei Bakterien, die sich unterhalten. Er rückt näher heran. "Scheiße!" sagt die eine Bakterie. "Ja genau, was haben diese Deppen nun wieder angerichtet!?" sagt die andere. "Haben wieder Müll gemacht und nu' is alles im Arsch!" - "Die sind doch wirklich abgrundtief dämlich!" - "Genau, ein paar Jahre ging's ja gut, aber jetzt scheinen sie's echt übertrieben zu haben." - "Du sagst es. Wussten überhaupt nicht, was sie tun." - "Eben. Jetzt isses zu spät. Jetz' hamwer den Salat!" - "Nix mehr! Absolut gar nix!" - "Genau! Scheiß Knöpfe!"

  • @SiC


    *tret* *schlag* *beiß* ... sage noch EIN MAL, du hättest kein Talent *lach*
    *Wunden verbind* Erstmal möchte ich dich hier bei mir im Kritzelthread ganz lieb willkommen heißen *freu umarm*..


    Mmh.. nun zu deinem Text ... (ja, ich werde nun tief Luft holen und meckern, dass sich die Balken gequält stöhnend biegen!)
    Er gefällt mir ausgesprochen gut, die Leere, die Einsamkeit, das Verlassensein ist auch sprachlich schön herausgearbeitet. Die Erinnerungen, die die Hauptperson durchzucken, fühlen sich echt an, als könnte jedermann, auch der Leser selbst, diese Person sein.
    Den Dialog der Bakterien am Ende finde ich gut, die Idee passt (auch die Tatsache, dass sprechende Bakterien gut in diese zerrüttete, umgedrehte Welt passen), jedoch ist er - für meinen Gewschmack - etwas zu lang..


    Mmh soweit von mir *wink* :smiling_face:

  • Wenn ich mich auch einmal zu Wort melden darf ?


    Meines Erachtens ist Vaþthruðnirs Auszug gerade lang genug.
    Er kommt mir was wie eine Kurzgeschichte vor, da das Ende plötzlich eintritt und der Leser selbst eine Erklärung für alles finden muss (--> Interpretieren soll)


    Die Erinnerungen des Geistes hast du wirklich hervorragend getroffen, zumindest sehe ich das so :smiling_face:
    Der Leser kann sich ihn hineinversetzen, wird vielleicht dazu angeregt selbst an gemachte Erinnerungen zu denken.


    Also, wirklich ein bewegender Text.
    Achja : Herzlich willkommen im Forum :smiling_face:



    So und nun will ich auch endlich mal etwas zu Tokbelas Werken schreiben.


    in "Julia" hast du ebenfalls sehr gut die Erinnerungen in die Geschichte einfließen lassen und dieser Leere, die Juri befällt sehr gut eingefangen.
    Zwar verstehe ic einige Elemente nicht richtig zu deuten, doch das Ende ist traurig und erlösend zu gleich.
    Traurig darum , weil der Protagonist wohl seinem Leben ein Ende setzt. Dann aber wieder erlösend, da er wieder mit Julia vereint sein wird.


    Respekt :smiling_face:

  • Hm, auch wenn es sich 'so gehört' :winking_face: finde ich den dialog zu lang.


    Das, was die Bakterien sagen, verliert durch diese Ausdehnung an Gewicht, es kommt in der Mitte nichts wirklich Neues mehr..


    :smiling_face:


    Zu Wort melden darf sich übrigens jeder.. Jap :D


  • ______________________________________________________________________
    15.5.2003
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    Tote Tränen weint man nicht


    ich stehe
    vor mir
    er
    er sagt
    er liebt
    mich ich
    sage ich
    glaube ihm
    mein verstand
    glaubt ihm
    mein gefühl
    sagt mir
    hass.


    ich sitze
    hinter mir
    er
    er schweigt
    und sieht
    mich an
    macht mich
    nervös wartend
    sieht er
    aus dann
    geht er
    und ich
    weine.


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    Ich saß in Deutsch, ich hatte einen Zettel, einen Stift und einen Titel.
    Hm.. Es gefällt mir nicht, Bisa hat auch seltsam geguckt und veröffentlicht wird es eigentlich nur der Vollständigkeit halber *schmunzel*.
    btw... es ist das erste Mal, dass ich etwas in einem Gedicht 'verarbeite' .. mh

  • boah (das klimngt selten dumm, aber anders konnte ich'S nicht ausdrücken)


    An euch zwei, Tok und du, dessen Namen ich nicht schreiben kann: Ihr schreibt wundervoll... ich kann mitfühlen, bei der "geschichte", SiC (?).


    Tokbela, und bei dir sag' ich nur, herrlich "ungewohnt"


    Ich weiss nicht warum, aber dieses "doppelte gedachte" ist super :smiling_face:

  • Zitat

    Original von Shiron
    Tokbela, und bei dir sag' ich nur, herrlich "ungewohnt"


    Mmh? Warum ungewohnt..?


    Okay, ich gebe es zu, hier wird fast nur Prosa veröffentlicht.. *mh* aber ungewohnt? .. oki :winking_face:


  • ______________________________________________________________________
    15.5.03
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    Ich wünsche mir eine Streptokokkenarmee zum Spielen. In scharlachrote Gewänder gehüllt, mit Nachtsichtgeräten versehen.
    Ich wünsche mir Siebenmeilenstiefel mit Zentimeterabsätzen.
    Ich wünsche mir einen Löffel für Papa, einen Löffel für Mama und drei für die Oma, weil sonst der Teller nicht leergeht. Opa ist tot, das weiß ich.
    Ich wünsche mir Scherzplätzchen, Rumautos und Wrexelholter, möchte einmal im Leben Spatzen steigen und Buntstifte lettern.


    Ach, egal, das einzige, was ich will, was mich ganz konfus macht, bist Du...


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    *kann auch scheiße schreiben!!* :D

  • Ein letzter Wunsch


    Wenn ich noch ein letztes mal in deine Augen schaun könnt
    noch einmal deine Wärme spürn...
    deine Freude in den Augen sehn...
    nur noch einmal deine Liebe spürn könnt
    Ein einziger Augenblick würde mir schon genügen
    Aber diese Hoffnung ist vergebens
    du bist schon zu lange fort
    Du die du mir gelehrt hast wo die liebe beginnt


    Doch als du gingst nahms du mir dieses Gefühl
    denn sie wird dich begleiten-diese unendliche Liebe
    wo auch immer du sein magst


    Das was mir bleibt sind Erinnerungen
    Erinnerungen an dich
    an deine Augen-so schimmernd schön
    an dein Gesicht-welches mich in meinen träumen verfolgt
    an deine Stimme-ewig in den Ohren klingent....so sanft


    jaa das wäre mein geistiger "erguß/dünnfiff"!

    Manch Gedanke dringt zum Herzen
    als die Wucht aller Schmerzen,
    doch dies bitterwonnige Beben,
    ist mein Puls für inniges Leben -
    Trauerbrandung - Ich trinke Tränen, ich schöpfe Kraft

  • des schauers großer bruder (oder: von sinnen von...)


    im bauch, da nistet es die tage
    und hält sich manchmal in der waage
    doch währet dies nicht allzu lang
    von weitem hört man quiek und sang.


    die weite ist des geist's gestirn
    hoffnung hier so dick wie zwirn
    denn hört man näherndes geschrei
    kommt das kitzeln schnell herbei.


    ein kitzeln, das kribbeln in allen knochen
    hat schon so manchen's kopf zerbrochen
    und kommt zu uns mit allen waffen
    will uns besiegen und will uns schaffen.


    erzeugt durch ein gar altes wissen
    hat er sich in uns festgebissen
    und lässt nicht ab und lässt nicht los
    alle gedanken stellen uns bloß.


    die angst vor den gedanken war
    schon immer groß und sonderbar
    denn bracht' die schwere uns bald bei
    wir sind dem glück halt einerlei.


    die schwere drängt uns in die eck'
    ein sinnlos, dunkeles versteck
    da man nicht flüchten kann vor ihr
    die schwere wird's beenden hier.


    denn sie hat's kribbeln mitgebracht
    das kitzeln, das die wut entfacht
    doch nicht nur wut, nein auch entsetzen
    samt der trauer, man zählt die fetzen.


    der nebel hier macht uns schon bang'
    asche und glas quellen schon lang
    flüssig und düster für körper und geist
    auf dass es gute dienste leist'.


    erstickt und ersauft in elender qual!
    wir wollen euch nicht, ihr habt keine wahl!
    lang lang wird's dauern, bis ihr seid verreckt
    - wir bleiben solang im unsich'ren versteck.


    doch unten die hoffnung nur noch zittert
    gedanken haben uns verbittert
    diese gedanken, schon immer gehabt
    sie haben das ende gut geschafft.


    denn dieses liegt nun hinter uns
    unsicher, tief, dieser wissenssumpf
    macht uns schwach und langsam von sinnen
    ein netz aus kälte lassen wir spinnen.


    kribbeln, schauer und das kitzeln
    lassen kaum mehr hoffnung spitzeln
    dies ist kein kampf mehr, das ist blut
    und dieses fließt mit zähem mut.


    denn uns're venen sind noch frei
    für liebe, angst und allerlei
    es sei, es würd' das kitzeln kommen
    denn dann ist alles wie benommen.


    wir sinnen von sehr vielen dingen
    doch lässt uns nichts mehr lachend singen
    denn dieses kribbeln kreiert die leere
    die sich schafft inform der schwere.


    es ist des geistes schlachterei
    weil hass ist ebenso dabei
    hass für das, was lang gescheh'n
    und dir verbot, uns lang zu seh'n.


    und so versiegt der letzte bach
    an hoffnung, ja er hielt uns wach
    doch nun hat uns der schlaf geschnappt
    und uns in bester lag' ertappt


    - bei allem kampf und jedem willen.
    müdigkeit will er nur stillen
    denn müde sind wir heut und nun
    auf dass wir nicht für immer ruh'n.


    deshalb höret uns're worte
    bei euch sind wir an jedem orte
    wir trotzen jeder düsterheit
    um bei euch zu sein, du göttlichkeit.


    doch lass dich bitt' von uns nicht stören
    bei deiner suche, wir werden gehören
    - dir; unruhig schlafend, bei dir schleichend
    und weck uns auf, solltest du's erreichen.


    das ziel, das alles von dir will
    solang wie du suchst, bleiben wir still
    du wirst uns nicht mal weinen hören
    denn wir wollen dich nicht stören.


    wir hoffen nur, dass all das, was
    uns peinigt in zu hohem maß
    von dir hinfort genommen wird
    und samt gedanken vor uns stirbt.


    beeile dich, doch bleib' gescheit
    denn dein ziel ist nicht mehr weit
    ...wandelnd in uns'rem grauen garten
    sei du beruhigt, wir werden warten...


  • ______________________________________________________________________
    04.06.03
    ______________________________________________________________________



    Tennis


    Mit weißen Socken, weißen Schuhen, weißem Rock
    nefual tedielkeb neppupedoM eiw trihS meßiew dnu
    sie auf den sonnenbeschienenen Platz. Braun ist die
    ,dnennaps nleksuM etlhätseg rebü hcis ,tuaH ettalg
    braun ist der staubige Boden, rot die Erdbeerenessenden,
    eztiH nednekcürd red ni hcis ,nemuäs egnäR eid eid
    nicht bewegen; in ihrem starren Gaffen der Sonne
    .nih hcis rov eis nehcok trefeilegsua solztuhcs


    ______________________________________________________________________
    Hey, ich mag Effektgedichte... siehe auch 'Fische' *fg*


    By the way: ich könnte Götter töten.


    [edit]
    Hier vielleicht noch eine Erklärung:
    In Wimbledon ist es Tradition, dass in den Zuschauerrängen zu überteuerten Preisen Erdbeeren mit Sahne verkauftund gegessen werden, ähnlich wie Hotdogs im American Football.


    Übrigens mag ich 'red' und 'eis', die beiden Palindrome im rückwärts geschrieben Teil. Passen fein zur Stimmung..

  • "Meine Keime, meine Keime".. n'ähm.. *zur guten Nacht hier auch noch etwas Müll reinsetz*


    Wahrheit bewegt sich
    geschmeidig
    wie blühendes Leben
    Lüge erstarrt
    mechanisch
    wie totes Gestein

    Wahrheit lebt
    auf den Gipfeln der Berge
    und in offenen Herzen
    Lüge haust
    hinter verschlossenen Türen
    und vorgehaltenen Händen

    Wahrheit drängt nicht,
    ist gegenwärtig
    Lüge attackiert,
    ist vergangen

    Lüge quellt im Kopf
    Wahrheit
    entsteht
    im Herzen

  • stunden jagen an mir vorbei.
    minuten - ich merke sie nicht einmal mehr.
    in diesem niemandsland ist das zuhause
    nur ein traum
    und in der dunkelheit sind sekunden nichts als


    meere der stille...
    die meere der stille schweigen
    wenn du fragend vor ihnen stehst


    und wispern dir hinterher
    wenn du schon längst weitergehst

    eine lange zeit.
    und selbst der grösste narr von allen wird
    in diesem zustand des wartens
    zum poeten.
    der tag rückt näher.
    ich habe soviele seiten beschrieben.
    und obwohl ich über andere schreibe,
    zitiere ich am ende
    nur noch mich selbst..

    jeder mensch ist totgeboren
    wenn er nicht kämpft
    und sich nicht wehrt
    wenn er die lügen nicht sieht
    und sie zerstört
    wenn du so wirst wie der rest
    bist du mit ihnen allein
    stirbst jeden tag deinen tod


    und glaubst glücklich zu sein
    hoffnung.
    ich halte die schützende hand über sie
    wie über das flackernde licht einer kerze
    im regen.
    kein gebet.
    alles wird gut...

    ich erhebe mich, strebe zum licht
    fühl' mich wie ein neues wesen
    das zum erstenmal spricht
    ich bin bereit auf das zu hören
    was mein leben mir zu sagen hat
    erkenntnis zu erfahren
    die man am ende aller fragen hat
    alle ängste zu überwinden
    dann hab ich mein ziel erreicht
    was das leben jedem wesen mitgegeben hat
    fliesst durch jede meiner venen
    wie starkstrom

    es fallen endlich alle regeln und barrieren ab
    und ich weiss was ich zu regeln und zu klären hab'


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    02.07.03
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    Ruhe



    Zusammensitzend und doch jeder für sich schweigen sie sich, einander mit halbgeschlossenen Augen angestrengt fixierend an. Kein Muskel in ihren Gesichtern traut sich, durch ein auch nur sekundenbruchteilschnelles Zucken seine Anspannung zu verraten, verkrampfte Lockerheit erfüllt die eiskalte Luft. Man hört ihr zitterndes Atmen viel zu laut in dieser fast vollkommenen Geräuschlosigkeit. Nur ihr Atem, nur ein wenig kohlendioxydgeschwängerte Luft.
    Schließlich halten sie es nicht mehr aus; explosionsartig schnellen sie hoch, von Kniekehlen umgestoßene Stühle poltern krachend über sterile weiße Kacheln und beide brüllen, sich vor Anstrengung verausgabend:


    “R U H E !“



    ______________________________________________________________________
    Tok saß im Museum mitten in London und wartete darauf, dass a) der Regen aufhörte und b) es endlich 7 Uhr wurden und sie zu Shakespeare's Globe Theatre gehen und sich ein Stück angucken konnte.. dabei ist das 'Ding', dieses aus wenigen Zeilen bestehende Stück herausgekommen..

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