Japan-Bericht

  • Wie vielleicht einige wissen, war ich ein Jahr in Japan. Nun will meine Organisation, dass ich einen jahresbericht schreibe.. und nun.. da ich nicht weiß, ob ich den so abgeben sollte, poste ich ihn hier einfach mal. Ich hoffe, ihr nehm euch ein bisschen zeit, um ihn zu lesen. Ich hoffe auf zahlreiche Kritik :smiling_face:


    [edit: korrekturlesen *g*]



    Ein Jahr in Japan


    Als ich den Bogen der Organisation AFS zum ersten Mal in den Händen hielt, stand für mich schon fest; ich werde ein Jahr in Japan verbringen. Für mich jedenfalls war das schon klar. AFS wollte mich doch lieber vorher einmal durchchecken, und so meldete ich mich für ein Auswahlwochenende des „American Field Service“ an. Dort wurden durch Spiele und Gesprächsrunden erst einmal die Leute herausgesucht, die die Betreuer für tauglich hielten, ein Jahr im Ausland zu verbringen.
    Diese erste Schikane war überwunden, als ich wenige Wochen später einen Bestätigungsbrief und ziemlich viele Unterlagen per Post bekam. In diese Unterlagen sollten unter anderem eine Selbstbeschreibung, Beschreibung von Freunden, Bekannten, Eltern... usw rein. Außerdem lag dem Ganzen ein Bogen bei, in dem man 5 Wunschländer und ein eventuelles Stipendium aufzählen sollte. Nachdem ich meine etwas ungläubige Mutter von Japan hatte überzeugen können und mich als stolze Stipendienempfängerin der Firma InfraServ eingetragen hatte, schickte ich in gespannter Erwartung der nächsten Tage den dicken Brief zurück ans AFS Büro in Hamburg. Nach langer Wartezeit (Papierkram dauert immer etwas) hielt ich dann auch endlich die Bestätigung für Japan, und 2 Wochen vor Abflug auch die Daten meiner Gastfamilie in den Händen.
    Von da an verging die Zeit sehr schnell und ehe ich mich versah, saß ich mit 14 anderen in einem Flieger nach Tokio.
    Damit wir nicht sofort der neuen und fremden Kultur ausgesetzt waren, empfing uns ein kleiner Trupp Japaner mit auffälligen blauen AFS-T-Shirts. Da Japans Fläche bekanntlich sehr lang gestreckt ist, wurden wir in 4 Gruppen aufgeteilt, in denen wir unsere erste Vorbereitung haben sollten. Ich war im Camp in Nagoya untergebracht, zusammen mit vielen, vielen Jugendlichen meines Alters aus der ganzen Welt. Das AFS-Team in Nagoya hatte sogar für die Thailänder eine Thailändisch sprechende Japanerin dabei, da man davon ausging, Thailänder könnten kein Englisch. Doch das gehört vielleicht in einen anderen Bericht.


    Nach 3 Tagen erster Vorbereitung mit kleinem Japanischkurs, wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt. Meine Gastfamilie bestand aus Oma, Vater, Mutter, 2 Brüdern (Akihito und Toshihiro) und einer Schwester(Yasuno). Außerdem (und nicht zu vergessen) einer Katze Azuki und dem Hund Gon. Davon holten mich aber nur die Mutter und die Kinder ab. Weil die Japaner (aller Vorurteile entsprechend) immer arbeiten, war mein Gastvater gerade mit seinem Job als Polizist beschäftigt.
    Nach einem Empfang der Oma und der Tiere wurde gemeinsam recht westlicher Kuchen gegessen, zusammen mit dem leckeren grünen Tee, für den Japan berühmt-berüchtigt ist.
    Als ich ankam, waren gerade Frühjahrsferien. Da das neue Schuljahr erst am 1. April beginnen sollte, hatte ich genug Zeit, mit meiner Gastschwester die Stadt unsicher zu machen und shoppen zu gehen. Doch shoppen ist in Japan weniger lustig als in Deutschland, denn auch in den Preisen entspricht Japan genau den Vorurteilen; alles ist teuer.
    Als nun am ersten April wie befürchtet die Schule wieder losging, zog ich aufgeregt meine Schuluniform an. Diese bestand aus einer mit Matrosenkragen ausgestatteten knopflosen Bluse in Schwarzweiß, die im Sailor-Moon-Style vorne eine Schleife zierte. Weiter ging es mit einem Faltenrock, der mindestens bis zu den Knien gehen musste. Dazu trug eine jede Schülerin (also auch ich) die gerade modischen „Loose Socks“. Das sind etwa 1 Meter lange dicke Socken, die gut gestaucht und sehr faltig bis kurz unters Knie reichten. Nun mag man denken, dass es komisch aussieht, einen Knielangen Rock zu tragen und dann Kniestrümpfe anzuhaben. Tut es auch. Aber der Knielange Rock ist nur von der Schulordnung vorgeschrieben. Keiner trug den Rock wirklich so lang (auch meiner verlor in dem Jahr ganz gewaltig an Länge).
    Und nun, am ersten Schultag, musste ich eine Rede vor der ganzen Schule halten. Soweit, So gut. Aber ich musste diese Rede auf Japanisch halten. Da mein Japanisch –milde ausgedrückt- zu diesem Zeitpunkt schlechter als miserabel war, legte man mir ein in westlicher Schrift geschriebenes Blatt vor, auf dem meine Rede stand, die ich also nur abzulesen brauchte. Inhalt? Keine Ahnung. Aussprache? Noch weniger Ahnung. Ich glaube nicht, dass viele der Schüler etwas verstanden haben. Aber sie haben laut geklatscht und gejubelt, woraufhin ich mich wieder zu einer Lehrerin setzen durfte.
    Nach der Eröffnungszeremonie ging ein jeder Schüler in seine Klasse. So auch ich. Ich fand auch meinen Klassenraum sehr schnell, da –wie ich schnell einfügen möchte- Japaner einen ausgeprägten Ordnungssinn haben. So waren die drei durch Seitengänge Verbundenen Gebäude mit den jeweils drei Stockwerken nach Jahrgängen und Klassen sortiert. Und überall hingen Pläne für Planlose. Meine Klasse trug den wohlklingenden Namen 2-1. 2 war der Jahrgang und 1 die Ordnungsnummer, ähnlich wie in Deutschland das „a“ hinter der Jahrgangszahl steht. Ich war also im 2. Jahrgang der japanischen „Highschool“ mit dem noch schöner klingendem Namen „Koukoukou“. Kou steht für den Ortsteil und KouKou heißt „Highschool“.
    Nun, in dieser Klasse angekommen, setzte ich mich so unauffällig wie möglich mit meiner Größe von 1,73 m und meinen blonden Haaren mitten unter die etwas kleinen und einheitlich schwarzhaarigen Japaner. Nun, ich war nicht unauffällig genug, denn sofort war die ganze Klasse von 36 Schülern um mich versammelt, um meine blauen Augen, blonden Haare und den recht käsigen Teint zu bestaunen. Einige fuhren mir doch tatsächlich durchs Haar und fragte, ob die Farbe echt sei.
    [edit 3 ende]


    Die Schule in Japan war für mich recht angenehm, da ich mir nach einer Woche „Probezeit“ in meiner Klasse die mir abgeneigten Fächer gegen andere meiner Wahl ersetzen. SO wurde Chemie zum Kunstunterricht, Mathe zu Kalligraphie und Physik zu Englisch.
    Japanische Schule haben in der Regel sehr menschliche Öffnungszeiten; 8:30h. Da aber jede Schulstunde über 55 Minuten geht und es nach jeder Stunde 10 Minuten Pause gab, dazu eine 40 minütige Mittagspause und vor und nach der Schule jeweils 15 Minuten Zeit für den Klassenlehrer zuzurechnen waren, kam man nach Schulschluss nicht vor 16:30h (Nach dem Schule putzen, das von den Schülern erledigt wurde) von dort weg. Aber die meisten wollten auch noch gar nicht gehen, da von der Schule aus auch noch Sportaktivitäten angeboten wurden, die auch sehr Zahlreich besucht waren. Da gab es z.B. Judo, Kendo (Japanisches Fechten), Kyuudo(Japanisches Bogen schießen), aber auch westlicheres wie Fußball, Tischtennis, Tennis, Softball („Frauen“-Baseball), und Baseball. Außer Sportklubs waren auch Teezeremonie und Blumenstecken vertreten. Das Programm war breit gefächert und wurde -wie eben schon erwähnt- auch voll ausgenutzt.
    Ich belegte im ersten Drittel des Schuljahres Judo und Teezeremonie, gab Judo jedoch nach den Sommerferien ab und machte nur noch Teezeremonie.
    Die Teezeremonie. Ich möchte behaupten, jeder Mensch in westlichen Ländern hat mal etwas von einer Teezeremonie gehört. Nachdem jedoch viele Menschen dieses Wort zwar kennen, von den Abläufen jedoch keinen blassen Schimmer haben, will ich kurz erläutern, was eine Teezeremonie überhaupt ist. Ursprünglich von Männern angewendet, wird die Teezeremonie heute fast nur noch von Frauen und Mädchen ausgeführt. Es geht darum, in fest geregeltem Ablauf grünen Tee zuzubereiten. Und zwar nicht mit Teebeuteln und Kanne, wie unsereins das machen würde, sondern mit allerlei anderen Utensilien.
    Der Tee liegt nicht in Blättern, sondern in geriebenen Blättern, also in Pulver vor. Dieses Pulver wird aus einem extra für dieses Pulver existierendem Behältnis mit einem eigens dazu konstruierten Bambuslöffel in eine Teeschale gegeben. (Japanische Teeschalen erinnern an Französische Bols) In diese Teeschale kommt ein halber Löffel kochenden Wassers und das ganze wird mit einer Art Bambus-Schneebesen verrührt. Das mag sich jetzt komisch anhören, aber eine andere Erklärung weiß ich nicht.
    Nun, dieses fertige Teegemisch wird dann von einem Gast abgeholt, der schon die ganze Zeit vor der zubereitenden Frau saß. Dieser Nimmt die Teeschlale hoch, verbeugt sich und dreht sie zweimal in seine Richtung. Nachdem er in 3 Zügen ausgetrunken hat, muss er die Schale zurückdrehen, zurückbringen und sich noch noch einmal verbeugen, bevor die Geisha (die im Regelfall zubereitende Person) sich wieder ihrer Zeremonie hingibt.
    Alle Handgriffe der Teezeremonie sind fest vorgeschrieben und seit Jahrhunderten nicht verändert worden.


    Die Sommerferien und somit die Abschlusszeremonie rückten näher. Ich drückte mich erfolgreich vor einer Rede(wer spricht schon gerne vor über 1000 Menschen) und wurde in 2 Monatige Ferien entlassen, in denen einiges passierte.
    Da ich die ersten Monate immer wieder Reibereien mit meiner Gastmutter hatte und wir uns beide nicht wirklich mochten, beschloss ich kurz vor dem Sommer, die Familie zu wechseln. Meine Gastmutter hatte das Gleiche eingeleitet, denn wenig später stand schon der Termin und die neue Gastfamilie fest; Die Schwester meine privaten Kalligraphielehrerin. Der Umzug verlief ohne Probleme und die neue Gastfamilie war mir vom ersten Tag an sympathisch. Noch in den Sommerferien fuhr ich mit meinen neuen Gasteltern zur Mutter meines Gastvaters. Da diese in Okayama wohnt, sah ich im ersten Mal nach der Landung in Tokio etwas von Japan. In Okayama steht die längste Brücke Japans, zu der wir natürlich einen Ausflug machten. Darüber gefahren sind wir allerdings nicht, da das ein ganz schönes Stück Geld gekostet hätte.
    Eine Freundin aus Lettland, die ich in Japan kennen gelernt habe, luden wir ein, mit uns zusammen in den Freizeitpark mit der (angeblich) größten Achterbahn der Welt zu fahren- Nagashima Spaland.
    Und damit waren meine Ferien zu Ende. Da ich nun aber einen weiteren Weg zur Schule hatte (die ich nicht wechselte), wurde ich morgens von meiner Gastmutter mit dem Auto zur Schule gefarhen und musste mich nicht mehr- wie vorher- früh morgens schon den Gefahren des Straßenverkehrs mit dem Fahrrad aussetzen.


    Doch ein Highlight jagde in meinem Autauschjahr das nächste; und das nächste hieß: Tokio Disneyland. Die 6-Stündige Fahrt in den Vergnügunspark war eine von unserem AFS-Komitee angebotene Veranstaltung, zu der man freiwillig erscheinen konnte. Nun, man kann sich denken, wie zahlreich dieser Ausflug also besucht war. Zu 6. Fuhren wir Zusammen mit vielen Japanern in einem Bus nach Tokio; Abends um 10 Uhr los. Dann waren wir morgens noch vor der Eröffnung dort und konnten noch etwas im Regen stehen. Ja, Regen. Aber das war sher positiv, dass es etwas regnete. SO überlegten sich nämlich viele Familien, ihr Wochenende nun doch anderweitig zu verplanen, als ins Disneyland zu gehen. Dementsprechend leer war es dort auch. Unsere längste Anstehzeit betrug etwa 10 Minuten, doch das will ich hier nicht in allen Details aufführen. Nachdem wir auf jedenfall gegen Abend wieder nach Hause fuhren, um Sonntag morgens in Toyohashi (meiner Heimatstadt) wieder anzukommen, musste ich schon gleich meine Sachen wieder packen, denn am nächsten Morgen sollte es zum 3-Tägigen Schulausflug gehen.
    Dieser führte den ganzen 360 Schüler umfassenden Jahrgang in einem Shinkansen (japanischer ice) zunächst nach Hiroshima, der Stadt des Friedens. Warum die Stadt diesen Namen trägt, dürfte allgemein bekannt sein; Die Atombombe im 2. Weltkrieg. In Hiroshima angekommen, wurden wir also nach Klassen in 10 Reisebusse aufgeteilt und fuhren in das Friedensmuseum. Dort gab es im Vorraum reichlich Informationen über Hiroshima vor dem Krieg. Auf vielen Sprachen und auch mit Führer über Kopfhörer. Ich machte diese Führung auf Deutsch, um sicher zu sein, auch kein Detail zu verpassen. Was ich an diesem Tag las und sah, hat mich recht unsanft auf den Boden der Tatsachen geschmissen. Hiroshima, eine vor dem Krieg wohlhabende Stadt, war innerhalb weniger Sekunden in Schutt und Asche zerlegt. Straßenbahnschienen, Straßenlaternen, Häuser, Autos, Menschen, Tiere, Pflanzen, alles in Augenblicken zu einem zusammengeschmolzen, unkenntlich und leblos gemacht. An einem ganz normalen Schul- und Arbeitstag, an dem die Mütter ihren Kindern noch Frühstücksdosen mit auf den Weg gaben und unschuldig Wäsche aufhängten.
    In dem Museum waren neben Texttafeln auch Fotos, die verkrüppelte Menschen zeigten, zerstörte Häuser und verzweifelte Eltern. Außerdem sehr viele Ausstellungsstücke, die an diesen Tag erinnern und immer erinnern werden. Wie die Fetzen einer Schuluniform eines jungen Mädchens, die Überreste eine Frühstücksdose eines Schuljungen oder die linke Sandale eines kleinen Mädchens, dessen Schatten eines Fußabdrucks das einzige ist, was von ihr noch gefunden wurde. Die Fingernägel eines Jungen, die nicht mit ihm verbrannt waren. Die Eltern identifizierten diese Gegenstände anhand kleiner Mäkel, wie z.B. einem gerissenen Riemen am Schuh oder einem blauen Fingernagel.
    In einem der Nebenräume war ein Wachsfigurenbild ausgestellt. Es zeigte eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter. Ihre Haut hatte sich vom Gewebe getrennt und hing in losen Fetzen an ihren Armen herunter. Die Augen waren von der Hitze ausgetrocknet und zu Boden gefallen. Die Kleidung war schon lange verbrannt und auch das kleine Mädchen würde nicht mehr lange leben. Wenn sie nicht direkt an den Verbrennungen gestorben war, dann sicher an den Folgen.
    Nachdem wir durch dieses Museum hindurchgegangen waren, und mein Sinn nach etwas frischer Luft strebte, wurden wir noch in einen Hörsaal gebracht. Dort erzählte uns eine alte Frau von ihren Erlebnissen; Sie war Augenzeugin und hatte Hiroshima hautnah miterlebt. „Ein blindes Kind, zu schwach um aufzustehen, weinte leise und rief nach seiner Mutter, die Tot über ihm lag“, erzählte sie. „Menschen sprangen in großen Scharen in den Fluss, da die Hitze so unerträglich war. Schüler strömten zu Löschbecken – doch für die im Zentrum der Atombombe sich befindenden Menschen war es schon nach Bruchteilen von Sekunden zu spät. Vielleicht ein Schatten auf dem Stein blieb von ihnen.“
    Dieser Bericht machte mich noch nachdenklicher als zuvor. Danach schlugen die Lehrer vor, zu den Bussen durch einen Park zu laufen. Dieser Park war eine riesige Gedenkstätte der Toten der Atombombe und des Krieges allgemein. Viele große Denkmäler standen dort und die wohl bekannteste von allen war die der kleinen Sadako, die 1000 Papierkraniche falten sollte, um ihre Gesundheit zurückzuerlangen. Sie starb, bevor sie die Tausend erreichte. Doch als symbolische Hilfe faltet jeder Besucher ihres Denkmals Papierkraniche, die dot in vielen Glasschaukästen gesammelt werden.
    Vor dem „Atombombendom“ blieben wir kurz stehen. Er war eines der einzigen 3 Gebäude, die der Atombombe hatten stand halten können. Er war früher ein Museum, heute ist er kaum noch ein Kuppelrümchen mit einigen Restmauern. Ein Stahlträger schaut aus der Wand, geschmolzen und gebogen von der Hitze, wie von schwerer Last umgeknickt.
    Danach stiegen wir wieder in die Busse und fuhren mit ihnen in einen kleinen Hafen. Auf einer Fähre gelangten wir zu beiner kleinen Insel, auf der unser erstes Hotel stand. Gerade dort angekommen, gingen wir schon wieder los, um und einen Tempel anzusehen. Die Souvenirshops rechts und links der Straße schienen uns bis vor die Pforten des Hotels zu verfolgen. Alle meine Mitschüler schlugen kräftig zu. Ehrlich gesagt habe ich noch nie eine solche Horde von Souvenirkäufern gesehen.
    Der nächste Tag begann mit eifrigem Packen und sofortigem Aufbruch mit dem Bus dem nächsten Ziel entgegen. Dort angekommen machten wir eine Fahrradtour (auf zu kleinen Fahrrädern) durch die Stadt und eine Art Rally. Als wir zurückkehrten, stand schon für uns alle etwas Ton in einem riesigen Atelier. Wozu, das weiß ich heute noch nicht, aber wir sollten alle eine Tontasse machen. Nach einer weiteren Busfahrt trafen wir im 2. Und letzten Hotel ein. Das gemeinsame Essen, Aufstehen und Packen ging schon viel besser als beim ersten Mal. Doch nun fuhre wir Tag 3- dem Tag unserer Rückkehr (Und meinem Geburtstag) entgegen. Wir machten eine kleine Wanderung auf einen Berg mit wunderschöner Aussicht. Dort wurde ich zum Eis eingeladen und danach liefen alle gemeinsam über eine alte Brücke- Und wieder zurück, denn der Bus wartete. Er brachte uns zum Bahnhof und schnell saßen wir wieder im Zug unserer Heimatstadt entgegen.
    Zuhause bei meiner Gastfamilie wurde ich schon sehnsüchtig erwartet, denn es sollte noch am gleichen Abend in ein eigens für mich herausgesuchtes Italienisches Restaurant gehen- zur Feier des Tages. Die Familie meiner Gastmutter war auch eingeladen und so gingen wir eine (recht japanische) Pizza essen. Mit Reis als Beilage.


    Die letzten Monate verliefen fast in Routine – soweit ich mir schon eine Routine angewöhnt hatte. Erst von Weihnachten gab es wieder etwas, das sich zu erzählen lohnt. Japaner sind zwar überwiegend Buddhistisch oder Shintoistisch, feiern jedoch auch Weihnachten, des Kommerzes wegen. Also, wie gesagt, es gibt da etwas erwähnenswertes. Nämlich den Weihnachtsbaum. So seltsam es klingen mag. Eines morgens kurz vor dem 24.12. sah ich meine Gastmutter geschäftig im Wohnzimmer an einer Art Plastikstange etwas undefinierbares Grünes befestigen. Auf die Frage, was das denn sei, war sie einigermaßen bestürtzt. Das sei ihr Weihnachtsbaum, sagte sie stolz. Sie besitze ihn schon etwa 13 Jahre, in dieser Zeit seien zwar die Plastiknadeln zum größten Teil abgefallen, aber mit einem Trick sehe er immer noch super aus. Meine Bestürzung ist verständlich? Ich hob das etwa 40 cm Hohe Machtwerk an der Spitze hoch (Es verlor die Hälfe der vorher mühsam eingesteckten Zweige) und hielt es meiner Gastmutter ungläubig unter die Nase. Noch einige strampelnde Versuche ihrerseit, mir den Baum schmackhaft zu machen, und dann saßen wir im Auto zum nächsten Baumarkt. Der Baum, den wir dort fanden, Sah richtig aus wie ein Tannenbaum, und als sie die eingearbeitete Lichterkette entdeckte, hatte ich sie überzeugt. Weihnachten war gerettet.



    Ein sehr religiöses Fest in Japan ist die Jahreswende. Japaner pilgern zu tausenden in die großen Schreine und Tempel um dort für das neue Jahr zu beten. Traditionell bleibt man solange dort, bis die Sonne aufgeht, um den ersten Tag im neuen Jahr zu preisen.
    Da wir aber in eine kleinen Provinzstadt lebten, gab es bei uns weder tausende von Japanern, noch einen großen Schrein, in die sie alle hineingepasst hätten. Nachdem ich mich mit ein bisschen Japanischen Feuerwerks (Wunderkerzen) eingedeckt hatte, gingen wir zu einem nahegelegenen Schrein. Etwa 20 andere Leute waren schon dort. Die Priester schenkten jedem eine Schale mit wenigen ml gefülltem Sake (Reiswein) und wünschten ein gutes neues Jahr. Der Alkohol so früh im Jahr sollte eine Reinigung des Körpers erreichen. Symbolisch natürlich. Nachdem meine Gastmutter, mein Gastvater und ich hintereinander kurz etwas fürs neue Jahr gebetet hatten, gingen wir in Richtung dem nächsten Sportplatz, wo ich das traurigste Feuerwerk meines Lebens machte- mit Wunderkerzen. Danach gingen wir nach Hause.


    Der Abreisetermin kam immer näher und da ich sehr viele Sachen hatte, die ich unmöglich in den Koffern hätte bekommen können, packte und schickte ich 8 Pakete in Richtung Deutschland auf den Weg. Dann, am 1.2. war der Tag des Abschieds gekommen. Klassenkameraden, Lehrer mit ihren Familien und meine ganze Gastverwandtscahft waren gekommen, um mich zu verabschieden. Nicht nach Tokio zum Flughafen, sondern zum Bus, der in Toyohashi abfahren sollte. Es saßen schon einige Austauschschüler vor uns im Bus, und als wir alle schweren Herzens hineinstiegen und unseren Familien winkten, flossen die ersten Tränen. Kein lachen war im Bus zu hören. Hier und dort unterhielt man sich leise. Bis man am Flughafen stand, vergingen einige Stunden. Da einige Austauschschüler erst am nächste Tag fliegen sollten, wurden sie in Hotels untergebracht. Auch hier Abschied.
    Dann am Flughafen der erste positive Eindruck des Tages; die anderen Austauschschüler des eigenen Landes standen in kleinen Gruppen umher.


    Auf dem Rückflug kam es mir vor, als würde ich das Austauschjahr gerade erst vor mir haben. Ich saß mit 13 (eine war einen Tag länger geblieben) anderen Menschen aus meinem Heimatland im Flugzeug und flog... So hatte es doch vor einem Jahr auch ausgesehen, oder waren die Gesichter damals nur fröhlicher Gewesen?


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    William Shakespeare, Macbeth V/5

    3 Mal editiert, zuletzt von Kagome ()

  • gaaanz gut :smiling_face:


    Hab' bei "Ein Ereignis jagd das andere..." nen Fehler gefidnet... jagen -> Vergangenheitsform wird mit "t" gschrieben "jagt" ...


    Aber das weisst du ja :smiling_face:


    An sich ist der Bericht spitze :smiling_face: soweit ih das beurteilen kann...


    ur hast du die Lust, irgendwann mal dorthin zu riesen, irgendwie getrübt :winking_face:

  • coooool


    da will cih auch grad nach japan gehen.


    kannst du nicht noch in details gehen?



    und ne frage als du diese rede am ersten schultag halten musstest hast du verstanden um was es geht?

  • Hm ja gefällt mir dein Bericht. Soweit ich das beurteilen kann *g* vernünftig gegliedert, gut geschrieben, von den paar Fehlern auf die ich dich ja schon aufmerksam gemacht hab abgesehen.
    Es war auch für mich sehr interessant den Bericht zu lesen vor allem die Stelle über Hiroshima. schlimm schlimm.


    Also alles in allem echt gut gemacht und dickes Lob an dich.

  • Whow... der Bericht ist schlichtweg atemberaubend.
    Ließt sich wirklich flüssig und ich bin von den vielen Details, die du da erwähnt hast noch immer hin und weg.
    Vielen Dnak für den ausführlichen Einblick in Deinen Japan Aufenthalt.


    Solche Eindrücke findet man sicherlich nicht in einem 0815 Reiseführer.
    Achja, in welcher Schrift war denn die Willkommensrede geschrieben worden ? Ich kann mir sicherlich denken, dass Du die Aussprache von Schriftzeichen zu dem Zeitpnkt noch nicht so gut konntest, oder ?
    Hmm ich selbst kann ja kaum noch was von meinem japanisch Unterricht...

  • danke, tai :D *erleichtert is* *freu* :D


    die rede, die ich halten musste? In "romaji"... wie heißt die? halt die schrift, die wir schreiben ^-^;


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  • ich habs geschafft ^^ *freu*
    Viele Einzelstücke später XD naja, ich habs Dir ja versprochen, daß ich jeden Tag ein Stückchen lese^^


    Liest sich sehr gut! Und man kann es prima aufteilen.


    Habt Ihr echt die Schule putzen müssen? oO Blöde Frage: die Jungs auch? Wenn ja, dann gefällt mir das ^^
    Der Passus mit Hiroshima ist beklemmend und interessant zugleich. Hoffen wir, daß nie wieder ein Depp sowas abwerfen wird.

  • erstmal danke fürs lob :smiling_face:



    Zitat

    Original von GinomeGelati



    Habt Ihr echt die Schule putzen müssen? oO Blöde Frage: die Jungs auch? Wenn ja, dann gefällt mir das ^^


    Ja, die Jungs auch :D und wir mussten sogar das Lehrerzimmer und das Klo putzen :angry_face:
    und die lehrer sind rumgelaufen und haben die schüler drauf hingewiesen, wo noch dreck is .....
    und mich haben die lehrer immer angefeuert *G*


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  • wow, der bericht ist echt klasse, ich hab auch irgendwann mal vor dort hin zu reisen, deshalb hat mich der text wirklich interessiert.
    ob du den bericht so in der schule abgeben kannst? soll das ein witz sein? *g*
    der ist wie schon gesagt echt spitze, ich hätte locker nochmal so viel lesen können^^
    der bericht hat mir noch mehr lust gemacht endlich da hin zu kommen, kA was shiron hat.

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